Schulkinder produzieren reichlich gesunden Apfelsaft
Thommen – Am frühen Donnerstagmorgen machten sich sämtliche Primarschüler der Gemeinde Burg-Reuland auf den Weg zu Schule Kreuzberg in Thommen. Dort sollte nicht etwa Schulunterricht im herkömmlichen Sinne stattfinden, sondern ein Aktionstag zum Thema heimische Obstsorten.
In Zusammenarbeit mit der „Raupe VoE“ und Agra-Ost war es nämlich gelungen, für diesen Tag eine professionelle Obstpresse aus Kall nach Thommen zu beordern. Der Auftrag an die acht Primarschulen der Gemeinde lautete: je 300 kg Äpfel sammeln, die an diesem Vormittag zu schmackhaftem Saft verarbeitet werden sollten.
Reiche Apfelernte
Anfängliche Befürchtungen, dass die verlangte Tonne Äpfel zum Pressen nicht gesammelt werden könnte, zerstreuten sich bereits in den Wochen vor der Aktion. Die Apfelernte fiel in diesem Jahr besonders üppig aus, so dass die Kinder wenig Mühe hatten, im eigenen Dorf oder in der näheren Umgebung jede Menge Obst zu sammeln. Die reiche Ausbeute wurde gepresst und fachmännisch in 5 Liter Kartons abgepackt, wobei der Saft eine Haltbarkeitsdauer von zwei Jahren erreicht. Dass neben der Sensibilisierung und dem pädagogischen Aspekt auch der Spaßfaktur nicht zu kurz kam und die Kinder besonders stolz darauf waren, ihren eigenen Apfelsaft zu produzieren, war kaum zu übersehen. Mit reichlich Saft im Gepäck, der teils in der Schule selbst konsumiert teils in den Dörfern verkauft werden soll, machten sich die Reuländer Schüler auf den Heimweg.
Obstwiesen fördern
Initiiert wurde der Aktionstag in Thommen von Schulleiter Walter Schlabertz und Gemeinderatsmitglied Jerome Gennen, der als Mitarbeiter von Agra Ost sozusagen an der Quelle sitzt, wenn es um das Thema heimische Obstsorten geht. Während zum Teil noch bis in die sechziger und siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein blühende Obsthaine ein ganz natürlicher Bestandteil des hiesigen Dorf- und Landschaftsbildes waren und sowohl für Mensch und Tier als unverzichtbare Nahrungsquelle dienten, sind diese prägenden Elemente heute vielerorts nur noch vereinzelt vorhanden. Dies bedeutet auch ein Verlust an Artenvielfalt, dem es entgegenzusteuern gilt.
Pädagogischer Obsthain
Bereits seit einigen Jahren arbeitet die Gemeinde Burg-Reuland daher eng mit Agra Ost bei der Förderung und (Wieder)verbreitung heimischer Obstarten zusammen. So konnte die Gemeinde im Rahmen ihres Kommunalen Naturentwicklungsplans (KNEP) mit Fördergeldern der Wallonischen Region einen eigenen Obstgarten gleich hinter dem ehemaligen Thommener Schulgebäude einrichten, der für Schulklassen demnächst auch mit pädagogischen Unterrichtsutensilien ausgestattet werden soll.
Geburtsgeschenk
Doch auch die übrige Bevölkerung der Gemeinde ist aufgefordert, heimische Obstbäume wieder „salonfähig“ zu machen. So erhält schon seit geraumer Zeit jede Familie, die sich über Nachwusch freuen darf, als Geburtsgeschenk einen Obstbaum ihrer Wahl: Nach Geschmack entweder Apfel, Birne, Pflaume oder Kirsche – doch immer sollten es heimische Arten sein.
Dass besonders Kinder für diese Art der Naturpädagogik empfänglich sind, dürfte niemanden überraschen. Damit eine nachhaltige Sensibilisierung der Primarschüler gewährleistet wird, sind solche Aktionstage in der Gemeinde Burg-Reuland keine Eintagsfliegen. Vielmehr wurden von Schulleiter Walter Schlabertz in Zusammenarbeit mit BNVS-Natagora Unterrichtsmodule zu den jeweiligen Jahreszeiten entwickelt, in deren Mittelpunkt das Erleben und Begreifen der Natur steht. Ein pädagogisches Angebot, dass die Reuländer Schulklassen von Beginn an gerne in Anspruch nehmen.