Papilio 3-6 ist ein in Deutschland entwickeltes Programm für Kindergärten zur Primärprävention von Verhaltensproblemen und zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen.

Es ist das Ergebnis einer mehrjährigen wissenschaftlichen Studie mit über 700 beteiligten Kindern, 100 Kindergärtnerinnen und 1200 Eltern.

Es basiert auf entwicklungspsychologischen Erkenntnissen und reduziert erste Verhaltensprobleme und beugt damit Sucht und Gewalt im Jugendalter vor.

Ziele des Programms sind der Abbau von dissozialem, agressivem Verhalten und Rückzugsverhalten, die Förderung der Kompetenzen auf sozio-emotionaler Ebene und die Unterstützung bei der Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben.

Das Projekt "Papilio" wurde allen Kindergärtnerinnen der Gemeindeschulen Burg-Reuland durch spezifisch geschulte Kaleido-Mitarbeiterinnen vorgestellt. Nach einer entsprechenden Weiterbildung wird es nun durch die Kindergärtnerinnen in allen Schulen eingeführt.

In der ersten Phase wird im Kindergarten der sogenannte "Spielzeug-macht-Ferien-Tag" eingeführt. Er findet jede Woche einmal statt.

An diesem Tag geht das handelsübliche Spielzeug in Urlaub - es macht Ferien.

Puppen, Autos, Lernspiele oder Bälle sind an diesem Tag tabu. Überall gelten dieselben Regeln für das gemeinsame Spiel: Die Kinder sollen gemeinsam kreativ werden und Alltagsgegenstände dürfen zweckentfremdet werden. Bastelmaterial steht ebenfalls zur Verfügung, allerdings gibt es keine Vorgaben, was und wie gebastelt werden soll.

"Zu Beginn war es für mich als Kindergärtnein schon etwas chaotisch. Es war laut, der Zustand der Klasse war gewöhnungsbedürftig und auch ich musste mich an meine Rolle gewöhnen. Ohne schriftliche Vorbereitung in den Tag zu starten und den Kindern den "Tagesablauf" zu überlassen bereitete mir etwas Angst.

Inzwischen mag ich den "Spielzeug-macht-Ferien-Tag" sehr. Ich sehe, wie verschiedene Kinder aufblühen und spezielle Rollen übernehmen. Schön ist auch, dass ich die Gelegenheit habe, die Kinder zu beobachten."

Ob Hotelurlaub, Höhlen bauen, Kostümpartys, Piratenschiffe oder das Burgfest (mit eigenem Schwert), von allem ist etwas dabei und es macht den Kindern sichtlich Spaß.

Auch während den Pausen gelten die Regeln.

Doch wie spielt man Völkerball - ohne Ball?

"Schade, dass ihr nicht hören könnt, welchen Spaß wir während den Pausen mit unserem "Zeitungsball" haben."

"Der Spielzeug-macht-Ferien-Tag ist der tollste Tag in der Woche, weil wir dann nicht machen müssen, was Frl. uns sagt, sondern weil wir dann so spielen können, wie es uns Spaß macht."

In der zweiten "Papilio-Phase" werden "Paula und die Kistenkobolde" eingeführt.

Vier Kobolde stehen für die Gefühle Freude, Angst, Zorn und Traurigkeit.

Für die Einführung der Geschichten sind 5 Wochen vorgesehen. Hörspiele und Lieder rund um die Figuren helfen beim Erwerb von emotionalen Kompetenzen.

In der ersten Woche haben wir die Geschichte von "Paula und den Kistenkobolden" gehört. Das "Mutmachlied" hat uns gut gefallen.

Im weiteren Verlauf haben wir uns Gedanken gemacht, wie ein Kobold wohl aussieht und welche Merkmale ihn ausmachen?

Die 5-jährigen entwickelten gemeinsam eine Idee, wie der Kobold aussehen könnte.

Ich wurde von ihnen spontan als Helferin bei den 3-4 jährigen eingeplant: "Frl. kannst du den "Gelben" (3-4 jährige) helfen, denn die schaffen es ja noch nicht so gut den Stoff auszuschneiden, aus dem die Kleider unseres Kobolds sind."

Aus einer alten Handpuppe, Pappmachée, Farbe, Schafwolle (Haare)und einigen kleinen Utensilien entstand dann unser "Poldi".

In den folgenden Wochen hören wir die Geschichte von Heulibold, Zornibold, Bibberbold und Freudibold. Wir erfreuen uns an dem Ruheritual, den Gesprächen und den Liedern.

Wir unterhalten uns sehr viel, entwickeln spontane Rollenspiele und zeichnen Erlebnisse oder Gefühle.

Wir fühlen uns sehr wohl in unserer Koboldecke.

Das Meins-deinsdeins-unser-Spiel dient dem kindgerechten Aufbau gruppenförderlichen Verhaltens, dem Aufbau von Gruppennormen. Die Kinder üben im Spiel soziale Regeln und lernen, diese Regeln im Kindergartenalltag anzuwenden.

Wie alle Papilio 3-6 Maßnahmen wird das vermeintlich strenge Thema "Regeln" spielerisch angegangen und in den normalen Kita-Alltag integriert. Die Kinder vereinbaren gemeinsam mit der Kindergärtnerin eine Regel z.B.: "Ich lasse den anderen ausreden." Die Kinder sind in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe, die die Regel in der vereinbarten Spielzeit (anfangs 5, dann 10 oder sogar 15 Minuten) einhält, erhält einen Punkt. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass sich die Kinder einer Gruppe gegenseitig beim Einhalten der Regel unterstützen.

In unserem Kindergarten sind die Kinder in 3 Gruppen eingeteilt. Die Gruppe, die am Ende einer Spielphase (1 Woche) die meisten Punkte (Tennisbälle) in der Plexiglasröhre hat, darf sich etwas wünschen - was allen Kindern zugute kommt, z.B. eine Lieblingsgeschichte vorlesen oder gemeinsames Kochen. Bei Punktegleichstand gewinnen mehrere oder auch alle Gruppen - ganz im Sinne des Spiels, da es nicht um "den Besten" geht, sondern um den gemeinsamen Gewinn.

Statt Verbote auszusprechen, wenn unerwünschte Situationen bereits entstanden sind, schafft das Meins-deinsdeins-unser-Spiel einen entspannten und spielerischen Rahmen, um soziale Regeln zu lernen. Es macht den Lernprozess für Kinder attraktiv und verständlich. Gelenkte Gespräche regen die Kinder dazu an, selbst Regeln für die Gruppe zu formulieren und sie zu erklären. Das konkrete Üben der Regeln hilft den Kindern, dieses Verhalten auch in anderen Situationen tatsächlich anzuwenden, denn es ist einfacher, etwas zu tun, wenn man es bereits geübt hat.

"Was du mir sagst, das vergesse ich.
  Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich.
  Was du mich tun lässt, das verstehe ich." (Konfuzius)

Hier einige unserer Beispiel zu Meins-deinsdeins-unser-Spiel

- Ich höre dem anderen zu

- Ich lasse den anderen ausreden

- Während der Pause streite ich nicht mit anderen Kindern

Unser Gruppengewinn:

- Wir machen Obstsalat

- Wir spielen draußen mit dem Schwungtuch

- Gemeinsamer Spaziergang mit den Kindern der Primarschule mit Quiz und 

  Schatzsuche

Papilio in Ostbelgien

Zwischenbilanz und Ausblick

Vor genau einem Jahr, im Mai 2018, haben sich die Kindergärten des CFA Kelmis und der Gemeindeschulen von Herbesthal, Hergenrath, Bütgenbach, Nidrum, Elsenborn, Weywertz, Burg-Reuland, Oudler, Lascheid, Kreuzberg-Thommen, Espeler, Aldringen, Maldingen und Braunlauf zusammen mit Kaleido Ostbelgien auf den Papilio-Weg begeben, um die sozial-emotionale Kompetenz der ihnen anvertrauten Kinder zu stärken und so u.a. gegen Sucht und Gewalt vorzubeugen.  Mittlerweile haben sie alle das fünftägige Basisseminar abgeschlossen, bereits viele der verschiedenen Papilio Maßnahmen in ihren Kindergartenalltag mit eingebaut und sie wurden zu ihren Erfahrungen mit Papilio und der Betreuung durch Kaleidos Papilio-Trainer*innen befragt. Das Resultat kann sich sehen lassen (siehe Präsentation im Download): Kindergärtner*innen, Schulleiter*innen und Eltern sind von Papilio begeistert und würden das Programm zu 100% weiterempfehlen. Außerdem wurde der Wunsch geäußert, Papilio in der Primarschule fortzuführen.

Kaleido kontaktierte daraufhin Bildungsminister H. Mollers, der die Einführung von Papilio in die Primarschulen mit zusätzlichen personellen Ressourcen unterstützt.

Dieses Schuljahr haben die Kindergärten vom ECF Eupen und der Gemeindeschulen von Kelmis, Büllingen, Honsfeld, Hünningen, Mürringen, Manderfeld, Rocherath, Wirtzfeld, St. Vith, Schönberg, Wallerode, Lommersweiler und Neidingen mit den Papilio Weiterbildungen begonnen und für nächstes Schuljahr stehen die Kindergärten von Recht, Emmels, Rodt, Crombach, Hinderhausen, Amel, Herresbach, Schoppen, Born, Deidenberg, Iveldingen, Medell, Heppenbach und Meyerode in den Startlöchern.

Kaleido und das Papilio-Team bedanken sich bei allen teilnehmenden Kindergärtner*innen und Schulleiter*innen für ihren Einsatz, ihr Vertrauen und die tolle Zusammenarbeit! Wir sind überzeugt, dass diese Art der Präventionsarbeit eine sehr gute Investition in die Zukunft unserer Kinder und unserer Gesellschaft ist und Früchte tragen wird.